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Kriegskind

1938, das Jahr der Reichskristallnacht mein beschämendes Geburtsjahr

1950 - 1958 Humanistisches Gymnasium in der Adenauerzeit

Unsere Klasse: Zwanzig Jungen - drei Mädchen!

 

Keine Experimente!
Latein – Muttersprache des Abendlandes
Jugend im Zeichen lebensfremder Ideale

Folgsam fühle ich meine Seele am schönsten frei!

 

1959 – 1965 Studium der Anglistik und Geschichte, der Philosophie und Italianistik; Bayerisches Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien;

1968 Dissertation in Geschichte;

1968 – 1969 Wissenschaftliche Tätigkeit am Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen;

1971 – 2003 Lehrtätigkeit an Gymnasien in Regensburg, von 1971 bis 1987 am Albertus-Magnus-Gymnasium, dann von 1987 bis 2003 am Goethe-Gymnasium;

ab 2004 Ruhestand: Erstmalige umfassende Erforschung der VITTORIA COLONNA, ihrer Sonett Dichtung, ihres Briefwechsels, der Zeugnisse ihrer Zeitgenossen über sie;

2013 Publikation der Biographie ihres äußeren und geistigen Lebens auf der Grundlage der Primärtexte;

Ein disparates Oeuvre?

Was hat ein fahrender Schüler der Reformationszeit mit Vittoria Colonna, der Renaissancefürstin Dichterin und Muse Michelangelos gemein?

Was haben beide mit B&B zu schaffen?

In der Tat, ist es ein disparates Oeuvre, das Ihnen, werte(r) Leser(in) von mir zugemutet wird. Dennoch besteht zwischen meinen Büchern ein innerer Zusammenhang. Meine Bücher sind aus meinem Leben gegriffen. Die Unterschiedlichkeit ergab sich aus meiner Neuorientierung in verschiedenen Lebensphasen: Den fahrenden Schüler verfasste ich als Geschichtslehrerin im lebendigen Kontakt mit meinen Schülern. Auf Identitätssuche als junge Witwe fand ich Vittoria Colonna als persönliches Vorbild. Meine Empathie mit der berühmten Witwe der Renaissance entsprang ähnlicher Lebenserfahrung. Das B&B Buch schrieb ich im Ruhestand als praktizierende B&B Lady.

Auf instinktiven Abwegen

In sechs Jahren Alt-Griechisch am Humanistischen Gymnasium lasen wir Plato (statischer Idealismus, Abwertung der Realität als Schattenwelt) aber keine Zeile Aristoteles (dynamischer Realismus, Aufwertung und Veränderung der Realität)!

Aristoteles wurde in der Adenauerzeit abgelehnt, da wir im Zeichen einer absoluten Idealität erzogen wurden, die Veränderung fürchtete und darum lebendige Triebkräfte des Menschen ignorierte und abwertete, statt sie zu bejahen und mit Idealen in Einklang zu bringen.

Diese Gegebenheiten durchschaute ich als Schülerin nicht. Aber mein Lebensgefühl revoltierte gegen diesen muffigen, lebensverneinenden Idealismus, an dem ich zu ersticken drohte.

Bis heute reagiere ich allergisch auf Absolutismus, auf Idealismus, reinen Geist, Abstraktion, Spiritualität und ziehe die Komplexität der realen Lebenswelt aller Idealität vor. Philosophie bejahe ich nur, wenn sie das Leben  fördert und nicht, wenn sie es minimiert. 

Mein Guru: Thukydides

Dass er sich in seiner Geschichte des Peloponnesischen Krieges an die Schilderung dessen hielt, was tatsächlich in diesem Krieg geschah, war für mich befreiend nach der unerträglichen Überfütterung mit verstiegenem Idealismus.

Thukydides forschte nach der historischen Wahrheit, die uns Menschen noch am ehesten greifbar ist, die das reale Leben in der Vergangenheit wiedergibt, wie es war, damit wir in der Gegenwart von der historischen Wahrheit lernen können: Mein Entschluss stand fest:

Ich werde Historikerin.

Thukydides und meine Bücher

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„Rationalisierung, Versachlichung des Geschichtsunterrichts in Form von vorgefertigten Unterrichtsmodellen nehmen Lehrern und Schülern die Spontanität und sind einem persönlichen Bezug zur Geschichte hinderlich,“ schrieb  Klaus Trautner, mein früh verstorbener Kollege am Goethe-Gymnasium, Regensburg, in einer Rezension meines Buches. „Die Erzählung hingegen vergegenwärtigt vergangenes Leben. Sie macht Geschichte erlebbarer. Sie stellt den Menschen in den Mittelpunkt des Interesses und ermöglicht einen persönlichen Bezug zur Geschichte.  

Die warhafftige Histora des Fahrenden Schülers aber ist eine Erzählung besonderer Art, nämlich die auf gründlicher Recherche basierende Erzählung eines Zeitzeugen. Aus der Perspektive des Reisknaben, der im  Deutschland der Reformationszeit herumvagabundiert, erfahren Schüler die Wirklichkeit des sechzehnten Jahrhunderts. Mit diesem Erzähler identifizieren sie sich. Durch ihn wird Geschichte lebendig, spannend, bedeutungsvoll.“

Meine Schüler liebten ihren vagabundierenden Altersgenossen aus dem 16. Jahrhundert und verglichen ihr bequemes Leben  mit dem seinen:

„Aus dem Stoff des leichten Elements bin ich gemacht,  dem Blatte gleich, mit dem die Winde spielen.“

Bed and Breakfast-Mon Amour zeichnet sich als Liebeserklärung einer echten B&B Lady ebenfalls durch Authentizität aus. Sie präsentiert das B&B in der Casa Serena, Regensburg LIVE mit Gästeprofilen und Einblicken in das echte Gästebuch. Es geht um liebenswerte Menschlichkeit in einem warmherzigen Ambiente.

Bei der kleinen Stadtführung, die ich meinen Gästen, meist individuellen Bildungsreisenden von überall her, als Präsent anbiete, machte ich eine ähnliche Erfahrung wie Klaus Trautner und ich mit unseren Schülern. Detailwissen, von einer souveränen Stadtführerin schulmeisterhaft verabreicht, ermüdet, langweilt und verärgert selbst bildungsbeflissene Gäste, weil sie sich überfahren fühlen. Dagegen reagieren sie fasziniert bei der unmittelbaren Darbietung des mittelalterlichen Regensburg. Dazu lädt vor allem das archaische Schottenportal ein. Auch wenn bereits 65 Interpretationen vorliegen und dennoch die Rätsel der geheimnisvollen Bilderwand fortbestehen, rätselten noch alle meine Gäste weiter und sie nahmen sich Zeit dazu, die sie zuvor nicht hatten.

Der Impetus für die zehnjährige Erforschung Vittoria Colonnas war Verstörung über das gender-bedingte schemenhafte Nachleben des weiblichen Genies der italienischen Renaissance, der einzigen Frau im Leben Michelangelos!

Vergeblich blieb die Suche nach ihr in den Buchhandlungen Italiens. Immer noch gilt Vittoria Colonna als konventionelle Dichterin, während sie tatsächlich aus Konventionen ausbrach und als „Neue Frau“ mittels der Ich-Sprecherin ihrer Sonette eine weibliche Renaissance vollzog. Thukydides folgend, versuchte ich, die einzigartige Frau auf der Grundlage all ihrer Sonette, Briefe, aller Primärtexte, aus dem Dunkel der Geschichte, in das sie auch durch die Inquisition verbannt wurde, zu befreien.

Die authentische Darstellung Vittoria Colonnas begeistert. Die Biographie hielt Einzug in UBs und Romanische Seminare in Deutschland. Die englische Version wurde von Edinburgh bis Arizona, in Italien, in England, in Kanada von vielen Bibliotheken erworben, auch von Harvard, Cambridge, Princeton, Oxford und der Bibliothek des amerikanischen Kongresses. Das Buch ist in wenigen Jahren ein Standardwerk über Vittoria Colonna geworden. Die Nachfrage besteht weiter.